Das kleine, feine Jazzlokal im trendigen Kulturort Zeughaus Winterthur
Virtuosität war für Julio Azcano nie Selbstzweck. Der argentinische Gitarrist geniesst internationales Ansehen, weil er seine stupende Spieltechnik mit dezenter Souveränität einzusetzen versteht. Mit nichts als einer klassischen akustischen Gitarre schafft er auf seinem neuen Solo-album «Distancias» eine facettenreiche Musik, die - im Spannungsfeld zwischen Jazz, Klassik und Tango - mit ureigenem Ausdruck besticht.
Seine vielseitige Konzerttätigkeit zeugt von einer beeindruckenden musikalischen Offenheit: Julio Azcano tritt regelmässig als Solist auf, ist Mitglied des renommierten EOS Guitar Quartet und konzertiert in grenzüberschreitendem Dialog mit Musikern verschiedenster Stile und Kulturen wie etwa im Duo mit Yehudi Menuhins Schützling Volker Biesenbender, mit dem Jazzsaxofonist Javier Girotto, mit der Tangosängerin Marcela Arroyo oder mit dem türkischen Blaglama-Spieler Taylan Arikan.
Dieser breite stilistische Hintergrund hat das erste Soloalbum von Julio Azcano geprägt. Die durchwegs instrumentalen Stücke, die vorwiegend in der Schweiz entstanden sind, entwickelte er an den vielen Konzerten auf der ganzen Welt weiter. «So ist die Musik über die Jahre zwischen den Ländern und Traditionen hin- und hergereist und in mir gereift. Es ist wie beim Madeira-Wein: Sein Geschmack soll durch den Schiffstransport durch die Tropen besser geworden sein.»
In Argentinien nahm Julio Azcano dann das Album auf, weil er dort die nötige Zeit und Musse fand. Und natürlich liess er sich von der weiträumigen Landschaft seiner alten Heimat inspirieren ‒ eine weitere Metapher des Albumtitels «Distancias». Diese Umgebung bekräftigte den Musiker auch in seiner Erkenntnis: «Ich muss kompromisslos den Weg mit dem Klang der klassischen akustischen Gitarre gehen. Denn mit ihr bleibe ich bei meiner Identität und kann gewissermassen meine eigene Stimme zum Ausdruck bringen».
Julio Azcano (g)