Das kleine, feine Jazzlokal im trendigen Kulturort Zeughaus Winterthur
Müsste man die päpstliche Musik einordnen, kämen einem Johnny Cash oder Lou Reed genauso in den Sinn wie Stiller Has oder die frühen Hertz. Aber was will man hier schon mit Schubladen. Verdammt, die Band heisst wie eine durchgeknallte Anwaltskanzlei. Da muss man ihr mit Kategorien nicht kommen. (Gabriel Vetter)
Mundart aus Schaffhausen ist «in». Sogar am Radio. Auf „Bluemewäg“ von der Soulband «Min King» folgt der Reggae «Fründin» von Philipp Albrecht und sorgt – je nach Gusto – für Freude oder Ärger. Nun folgen «Papst & Abstinenzler» mit ihrem aktuellen Album „Geisterfahrer.“ Es steckt voller Hymnen auf die Nonchalance und die Kleinigkeiten des Alltags. Doch die von Jürg «Odi» Odermatt lakonisch vorgetragenen Geschichten sind keineswegs harmlos: Das entspannte «Schöner schtärbe» beispielsweise, entpuppt sich etwa als Stachel gegen die Stadtaufwertung und Vereinnahmung von Raum. Es geht umGeschichten aus dem wirklich wahren Leben, um die Ecke gedacht und gebracht. Die Atmosphären sind zwielichtig, die Böden unter den Füssen, sie wackeln bedenklich, und der Humor geht an die Gurgel. Und die Musik? «Papst & Abstinenzler» nimmt sich, was staubig am Wegrand liegt: Blues, Country-Swing, eine Handvoll Morricone-Stimmung. Fetzige Indierock-Melodien wechseln sich mit staubigen Country-Hymnen à la Johnny Cash ab; Fetzige Indierock-Melodien wechseln sich mit staubigen Country-Hymnen à la Johnny Cash ab. Odermatts wohltuende Stimmung ist dabei stets sonorer Kern der päpstlichen Musik. Seine Texte pendeln dabei zwischen Vorstadtmief, abblätternden Graffitis und alltäglicher Groteske. Dicht und stimmig das Ganze.
Jürg Odermatt (voc, g), Dani Gysel (g, lap, bjo), Nico Feer (b), Martin Fischer (dr, perc)